Blick vom Meherangarh Fort auf die 'Blue City' Jodhpur

Jodhpur – die blaue Stadt

Jodhpur ist mit etwa 1 Million Einwohnern nach Jaipur die zweitgrößte Stadt Rajasthans. Die Stadt in der Wüste That, die mehrere Tempel, Festungen und Palästen beherbergt, ist zudem noch Sitz des obersten Gerichts von Rajasthan.
Den Beinamen ‚Blue City‘ oder ‚Blaue Stadt‘ trägt sieaufgrund der vielen blau gestrichenen Häuser in der Altstadt, die die Bewohner als zugehörig zur Kaste der Brahmanen kennzeichnet.

Nach etwa 200km Fahrt und 4 Stunden Fahrzeit kamen wir im Hotel in Jodhpur an. Es gehörte wohl einst einem berühmten Polospielers – dessen Konterfei und das seiner Pferde überall auf Bilder verewigt sind. Etwa schlapp und müde sassen wir dann am Abend noch nach dem Essen (mal wieder Thali mit dem allerbesten Cheese-Nhan) auf der Bank vor unserem Zimmer und genehmigten uns noch einen Schluck eines richtig guten indischen Whiskey.
Entsprechend schläfrig ging es dann auch ins Heiabett, voller Erwartung auf die Besonderheiten des nächsten Tages, denn da stand das Meherangarh-Fort, der Clocktower-Markt und einige andere Sehenswürdigkeiten auf dem Programm!

Das Meherangarh-Fort

Das Meherangarh-Fort ist eine ziemlich große Festungsanlage auf einem Hügel hoch über Jodhpur. Mit dem Bau der Anlage wurde Mitte des 15. Jhdts. begonnen der sich dann bis ins ausgehende 17. Jhdt. fortsetzte.
Die Festung befindet sich noch heute im Besitz der Nachfahren der Maharadschas von damals, und wurde noch bis in die Mitte des 20. Jhdts. von der fürstlichen Familie bewohnt. Weite Teile des Palastes – auch die ehemaligen Wohnbereiche – können besichtigt werden, und vermitteln einen guten Eindruck vom Glanz und dem Reichtum der Herrscher dieser Epoche.
Um von der Stadt aus in den Palast zu gelangen, geht eine kilometerlange Strasse den Berg hinauf, und man durchschreitet dabei sieben Tore. Dabei sind zwei Tore besonders auffällig, das mit Stacheln bewehrte Jai-Pol, das sog. „Siegestor“ um eine Schlacht zu huldigen, und das Loha-Pol, das „Eisentor“, das die Handabdrücke von sechs Königinnen, die 1843 als Witwen des Maharadschas Man Singh verbrannt wurden, zeigt.
Oben Angekommen hat man dann einen wunderbaren Blick über die Millionenstadt Jodhpur, seinen blauen Häusern, Tempeln und Gassen. Man könnte Tage im Meherangarh-Fort verbringen und hätte wohlmöglich noch immer nicht alle Ecken und Besonderheiten dieser eindrucksvollen Festung entdeckt.

Jaswant Thada

Vom Meherangarh-Fort ging es dann weiter zur nahegelegenen Jaswant Thada, einem Kenotaph der auch das „Taj Mahal von Jodhpur“ genannt wird. Erbaut im 19. Jhdt. und mit weissem Marmor verkleidet, strahlt es genauso hell und warm in der Sonne wie das berühmte Bauwerk in Agra, südlich von Delhi.
Auch hier handelt es sich um eine Gedenk- und Begräbnisstätte der fürstlichen Familie von Jodhpur. Heutzutage ist ein Museum im Inneren der Anlage eingerichtet und im angrenzenden Park läßt es sich gar wunderbar flanieren und im Schatten der großen alten Bäume ganz gut aushalten.

Jodhpur und der Umaid-Bhavan

Über das große Plateau und dem Park der Festung, mit wunderschönem Blick über die Blue-City, ging es wieder zurück zum Auto, wo Arvind geduldig wartete. Weiter ging es dann zum Umaid-Bhavan-Palast. Der Baubeginn dieses Palastes begann im November 1929. Die Anlage liegt in den stadtnahen Chittar Hills, weshalb eine gebräuchliche umgangssprachliche Bezeichnung für das Bauwerk auch heute noch Chittar Palace lautet. Am Bau des Sandsteinpalastes dauerte ungefähr 14 Jahre, und beschäftigte knapp 3.000 Arbeiter.
Heutzutage befindet sich neben einem Museum, einem Theater und einem Krankenhaus, das teuerste Hotel der Stadt im Palast. Dieser soll das größte Gebäude der Welt sein, das sich in privater Hand befindet. Ausserdem wohnt die fürstliche Familie seit dem Auszug aus dem Meherangarh-Fort in einem Flügel des Umaid-Bhavan-Palastes.

Der Sardar-Market (Clocktower-Markt)

Der letzte Besuch des Tages gelt dann dem Ghanta Ghar, dem Clocktower von Jodhpur, mit seinem Markt. Dieser ist in ganz Indien bekannt, liegen dort doch einige der Gewürzhändler, die den Geschmack der sog. indischen Küche geprägt haben. Zudem ist das bunte Treiben auf den Märkten immer wieder etwas ganz Besonderes.

Der Clocktower in Jodhpur und der gleichnamige Markt
Der Clocktower in Jodhpur und der gleichnamige Markt

Also fuhr uns Arvind zum Platz des Sardar Singh, wo er prompt direkt vor der Polizeistation einen Parkplatz gefunden hatte. Da wir uns garantiert im Gewühl der Gassen und Marktständen verlaufen hätten, und den berühmten Gewürzshop von M.V.Spices – Mohanlal Verhomal – nie gefunden hätten, baten wir Arvind uns doch zu zeigen, wo wir den Shop finden können. Sicher und schnell zeigte er uns den Weg und wir wurden freundlichst vom Inhaber selbst in Empfang genommen, der uns dann auch prompt eine Auswahl seiner erlesenen Gewürze und Gewürzmischungen vorführte, und uns zum Testen gab. Während er uns die unterschiedlichsten Nuancen von Safran erklärte, kam ein Junge in den Laden gestürmt und meinte nur, unser Fahrer Arvind sei von der Polizei festgenommen worden, und säße nun in der Polizeistation fest und würde verhört. ‚Er wäre ja nur Fahrer, hätte aber, da er uns den Weg gezeigt hat, als Guide gehandelt und sei deswegen nun angezeigt worden.‘
Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf, entschuldigte mich kurz beim Gastgeber, sagte zu Frauke nur, „ich komm gleich wieder, bitte warte hier“, und eilte dem Jungen hinterher.
Ich fand Arvind in der Polizeistation und klärte zuerst mal die Situation, wobei ich den angebotenen Chai-Tee des Polizeibeamten direkt ausschlug, da mir die Freiheit und Unbescholtenheit unseres Fahrers an erster Stelle stand. Das dies eigentlich ein Affront gegen die Gastfreundschaft war, war mir piepegal, und ich war erst zufrieden, als der Beamte die Anzeige zerrissen hatte und mir versicherte, ‚unserem Fahrer würde kein Haar gekrümmt‘.
Ich ging wieder zurück zum Laden von M.V.Spices und nahm dort dann die Einladung zum Tee gerne an. Dieses Handeln muß irgendwie Eindruck hinterlassen haben, denn auch noch Jahre später erinnerte sich Mohanlal an diesen Vorfall und bewunderte das Handeln, um einen Untergebenen einer Bestrafung zu entreissen.

Nach einem langen, ereignisreichen und spannenden Tag fuhren wir dann am Abend wieder zurück ins Hotel. Und liessen diesen Tag bei einem guten Essen, Wein und Whiskey ausklingen, denn am nächsten Tag sollte es früh losgehen!

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